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Energieverteilende Prozesse und Strukturen

Eine Lebensgrundlage für die Umwelt, in der sich die heutige Lebensvielfalt entwickeln konnte, ist die Dissipation der Energie auf der Oberfläche der Erde in Wechselwirkung mit der Sonne. Die Energiedissipation bewirkte bislang, dass wir auf großen Teilen der Erde lebensverträgliche Temperaturbereiche haben, in denen sich Fauna und Flora entwickeln und erhalten konnten. Die Temperaturdämpfung auf der Erde beruht in erster Linie auf dem Wasser und der raumzeitlichen und struk­turierten Verteilung seiner Aggregatszustände (flüssig, gasförmig und fest). In der Atmosphäre beträgt der Umsatz des Wasserdampfes etwa das 100 fache des CO2 Umsatzes. Ohne Wasser würde keine Atmosphäre existieren können, die das Leben von Landorganismen ermöglicht, seien es Pilze, Pflanzen, Tiere oder Menschen. Es würden auf der der Sonne zugewandten bzw. abgewandten Seite jeweils lebensfeindlich heiße bzw. kalte Temperaturen vorherrschen.

Die Temperaturverteilung auf der Erdoberfläche wird hauptsächlich durch die dissipativen, d.h. Energie verteilenden Eigenschaften des Wassers möglich, die von physikalischer, chemischer und biologischer Art sind. Ein physikalischer dissipativer Prozess ist Verdunstung und Kondensation (Regen, Schnee und Eisbildung). Chemische dissipative Prozesse sind die Lösung von Verbindungen und Salzen in Wasser und die Ausfällung von Stoffen insbesondere im Meer. Ein dissipativer biologischer Prozess ist die Wasserspaltung und Wiedervereinigung in der lebenden Zelle durch Photosynthese und Atmung.(Strukturaufbau; strukturelles Wachstum) Alle diese Prozesse senken den Energiefluss ab und werden vorrangig auf den Kontinenten wesentlich vom Wasser getragen.

Diese Prozesse bilden in Wechselwirkung miteinander Energie absenkende Strukturen aus. Durch laufende Strukturbildung erreicht die Energie verwandelnde und verteilende Natur bei einem vorgegebenen Energiefluss die niedrigste Temperatur. Fauna, Flora, Ökosysteme, Atmosphäre und Klima sind Resultate dieses Energie absenkenden Prozesses.

Menschliche Gesellschaft, Fauna und Flora können daher nur in einem rückgekoppelten Zusammenspiel von Wasser, Vegetation, rohstoffhaltigen Böden, Mikroben, Tierwelt und Atmosphäre in der Regel an den Oberflächen existieren. Die wichtigsten Kreisläufe sind in lokalen bzw. regionalen Zellen geschlossen. Wenn laufend Teil-Komponenten aus diesen Prozessen herausgebrochen werden, und zwar rascher als diese von der Natur wieder hergestellt werden können, brechen zunehmend die Kreisläufe und damit nachhaltige Lebensverhältnisse zusammen.

Die Zerstörung unserer elementaren Lebensgrundlagen erfolgt in jüngerer Zeit verstärkt durch die Nutzung fossiler und atomarer Energie. Die Böden treiben wir immer schneller durch die Zerrüttung des orts-stabilen Bodenwasser-Haushaltes und durch Verdichtung, Düngung und Pflanzenschutz der Unbrauchbarkeit zu. Die Vegetation haben wir bereits so stark verändert und vernichtet, dass sie ihre natürliche Funktion, nämlich die Regelung des Klimas über die Steuerung von Verdunstung und Bodenwasser-Haushalt, nicht mehr in nachhaltig wirkender Weise ausüben kann.

Wir stehen heute vor den weltweiten Zusammenbrüchen der Naturfunktionen und der lebenswichtigen Kreisläufe. Beispiele sind die Eingriffe in den Bodenwasserhaushalt, d.h. die Vergrößerung der wasserungesättigten Zone, die Absenkung des mittleren Bodenwasserspiegels, die Entwässerung der Moore, die Verbringung der Nutzstoffe aus den Oberböden durch Abfluss in die Vorflut und Ableitung in die Meere. Dabei wurden die Stoffflüsse der für die Vegetation notwendigen löslichen Mineralstoffe gegenüber einer selbstoptimierenden Natur um einen Faktor zwischen etwa 50 und 100 gesteigert. Andererseits ist es möglich, einzelne Bereiche mit integrierten funktionierenden Kreisläufen zu schaffen. Durch den Prozess des Wachsens und Vermehrens solcher Zellen werden sie zunehmend auch wieder großräumig wirksam.