Energieversorgung
Energieeinsparung und Ressourcenschutz
Dezentralisierung und Naturwirtschaft
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Ich weiß nicht, wie lange der Herrgott mir noch erlaubt auf der Erde
zu spazieren. Zeit also allemal, ganz ungeschminkt über das für uns
alle so ernsthafte, vielleicht das ernsthafteste Thema zu sprechen.
von Ulrich Jochimsen, BEE
2006
Menschen sind gewohnt, linear zu denken, also zu erwarten, dass die Welt morgen
so oder so ähnlich sein wird, wie sie gestern war und heute ist. Der Glaube
an das „Weiter so" drückt sich aus in den Gedanken des Mannes,
der vom Dach eines Hochhauses fällt und nun von unten die Entsetzensschreie
der Passanten hört. „Ich weiß nicht, warum die sich aufregen",
sagte er zu sich selbst, mittlerweile auf der Höhe des 1. Stockwerks angekommen,
„bis jetzt ist doch alles gut gegangen". Das ist lineares Denken.
Linear denkt auf alle Fälle, wer heute noch glaubt, das Energieproblem
durch Ausbau der Atomverstromung zu lösen.
Wer die Atomenergie ausbauen will, muss bedenken: 100 Jahre Altes gilt als antik,
1000 Jahre - Zeit der Wikinger - gilt als graue Vorzeit, 10.000 Jahre zurück
reicht unser archäologisches Zeitfenster. Aber 100.000 Jahre sind zu kurz
für die Endlagerung. Die Atomenergie, damit wir 100 Jahre in Saus und Braus
leben! Ähnliches gilt für die Verbrennung fossiler Energieträger.
Vor ungefähr 100 Jahren hat Nobel-Preisträger Wilhelm Ostwald, ein
berühmter deutscher Chemiker, die Welt vor der exzessiven Verbrennung von
Kohle und Öl gewarnt: „Vergeude keine Energie, verwerte sie!"
Wir sind heute konfrontiert mit Klimaveränderungen, erheblichen Gesundheitsgefahren,
kurz Lebensqualitätsverschlechterungen. Vergeuden wir nicht fossile Energien?
Vernichten wir damit nicht die natürliche Pflanzendecke? Wie entstehen
Wüsten?
Wir können uns offenbar immer noch nicht vorstellen, dass wir irrational
handeln, selbst wenn es offensichtlich ist. Jedoch die Naturgesetze hängen
nicht von Mehrheitsentscheidungen ab.
Ich bin überzeugt, dass ich mit dieser These offene Türen einrenne.
Sportler sind bei der Ausübung ihrer Sportart, sei es nun Sport in der
Natur, im Stadion oder in der Halle, immer in besonderer Weise mit Naturgesetzen
konfrontiert. Sportler kennen die Naturgesetze, lernen sie zu nutzen, setzen
sich intuitiv oder bewusst schöpferisch mit ihnen auseinander. Es ist wohl
kein Zufall, dass Sie aus diesem aktiven Verhältnis zur Natur und Naturgesetzen
zum Naturschutz, zum Umweltschutz, zum Ressourcenschutz gekommen sind. Dem Landessportbund
sei Dank, dass er daraus eine ideenreiche Initiative gemacht hat, in deren Rahmen
Sie nun schon Ihre Zweite Umweltkonferenz begehen.
Ich freue mich sehr, dass ich für mein - eigentlich für unser gemeinsames
- Energiethema, das mir sehr auf den Nägeln brennt, bei Ihnen Aufmerksamkeit
und sicher auch Partner finde.
Unser Leben beruht auf dem Leben der Pflanzen und Tiere. Die ursprüngliche
Energiequelle des Lebens ist die Sonne, für die Pflanzen ist sie es durch
Photosynthese; für Tiere und Menschen indirekt, indem sie Pflanzen bzw.
Tiere verzehren. Die ursprüngliche Sphäre der Energiewirtschaft ist
also die Landwirtschaft, und ehe ich mich der Frage zuwende, was jeder Einzelne,
auch jeder Sportler, mit dem Energieproblem zu tun hat, muss ich Ihnen einen
kleinen energiehistorischen und -theoretischen Exkurs zur Landwirtschaft zumuten.
Mehr als Zweidrittel der menschlichen Produktion kommen aus der Landwirtschaft.
Zweidrittel wiederum bestehen aus drei Pflanzen: Reis, Weizen und Mais. In den
vergangenen 10.000 Jahren haben die Menschen diese Körner gezüchtet.
Ihr Stellenwert blieb die ganze Zeit über unverändert, wahrscheinlich,
weil sie auf einzigartige Weise in der Lage sind, Sonnenenergie in großer
Dichte zu speichern und als Kohlehydrate in Büscheln zu transportieren.
Sie sind in der Pflanzenwelt, was ein Barrel raffiniertes Öl in der flüssigen
Kohlenstoffwelt darstellt: Eine stark konzentrierte Form von wirklichem Wohlstand
- Sonnenenergie -, die man auf der Welt findet.
Zu leicht wird übersehen, dass die Energiebasis der heutigen Landwirtschaft
nicht mehr die krisensichere Muskelkraft von Mensch und Tier ist. Heute ist
die Landwirtschaft von erschöpfbarer Fremdenergie abhängig, deren
Preis und Verfügbarkeit durch weltweit kompliziert zusammenhängende
politische, militärische und wirtschaftliche Faktoren jederzeit neu bestimmt
wird. Alles, was die Volkswirtschaft importiert, hat sie nicht im Griff. Damit
halten andere Länder und anonyme Konzerne unser Land in zunehmender Abhängigkeit.
Deshalb muss sich eine Energiepolitik für Deutschland kritisch mit der
zunehmenden Abhängigkeit der Landwirtschaft von der Importenergie auseinandersetzen.
Denn die vielbeschworene Versorgungssicherheit gerade unserer Ernährung
ist prinzipiell in Frage gestellt.
Manchmal frage ich mich: Wie lang ist der Weg von der Erkenntnis bis zum Handeln
und wieviel Zeit haben wir dafür? Das Problem nämlich, von dem ich
eben sprach, ist spätestens seit 2.500 Jahren bekannt. Plato (427-347 v.
Chr.) schrieb seinerzeit über die landwirtschaftlichen Flächen:
Was nun zurück bleibt von dem einst reichen Land, ist wie das Skelett eines
kranken Mannes. Früher waren viele Hügel landwirtschaftlich nutzbar.
Die Felder waren voll fruchtbarem Boden, nun sind sie versteppt. Die Hügel
waren einst bedeckt mit Wäldern und produzierten im Überfluss Futter,
nun nur Futter für Bienen. Einst wurde das Land befruchtet durch den jährlichen
Regen, welcher nicht verloren ging, wie jetzt durch Strömen vom nackten
Land in die See. Der Boden war tief, er nahm das Wasser auf und behielt es im
lehmigen Boden. Das Wasser, das in die Hügel versickerte, speiste überall
Quellen und Bäche. Nun, die verlassenen Heiligtümer sind Schandflecken,
wo vorher Quellen, beschreiben sie den trostlosen Zustand des Landes.
Platos Anklage stammt von der Weizen-Landwirtschaft, die die Erde seines Landes
erschöpfte. Sie löste eine Serie des Niedergangs aus und verlagerte
die Zentren der Zivilisation tausend Jahre später von Rom und der Türkei
nach West-Europa. Um 500 nach Christus und im Jahrtausend bis 1500 hatte England
etwa alle zehn Jahre eine große Hungersnot, Frankreich litt zur selben
Zeit unter 75 Hungersnöten. Das änderte sich abrupt mit der Kolonialisierung
und der Einfuhr neuer Nahrungsmittel nach Europa.
Wir werden Kraft schöpfen müssen aus
den Niederlagen unserer Altvorderen.
Justus von Liebig erstellte im Jahre 1865 für den Oberbürgermeister
von London ein Gutachten über die Entsorgung der in die Kanalisation abgeführten
Abfallstoffe der britischen Weltmetropole. Liebig war gegen die weitere Verklappung
der Kloakenstoffe mit Schiffen im offenen Meer. Er setzte sich vehement für
deren Rückführung über Rieselfelder in den Kreislauf des Lebendigen
ein, in einen Kreislauf, der damals noch nicht belastet war mit schädlichen
Verunreinigungen und Giften. Liebig kannte anhand seiner Analysen nicht nur
den chemisch erfassbaren Wert der Abfallstoffe. Er wusste, dass in China und
Japan im intensiven Landbau die Fruchtbarkeit durch Jahrtausende nur dank der
sorgfältigen Behandlung und Rückführung aller organischen Abfallstoffe
aufrechterhalten wurde. Liebig analysierte das Wasser, in dem Fische, Kartoffeln,
Blumenkohl und Weißkraut gekocht wurden. Ein Wert von damals unglaublichen
zwei Millionen Pfund Sterling gingen in Londons Kloake über, mehr als eine
Million Pfund Sterling in Kali und 281.000 Pfund Sterling in der Phosphorsäure.
Liebig dachte ganzheitlich. Ihm war bewusst, dass das Beispiel Englands von
grundsätzlicher globaler Bedeutung war. Um im aufstrebenden Zeitalter Fehlentwicklungen
frühzeitig zu verhindern, würden allein die Engländer die Geldmittel
und die Ausdauer haben, seine Pläne, an denen er zwanzig Jahre hart gearbeitet
hatte, zu verwirklichen. Zu unserem Leidwesen heute aber konnte er sich damals
in London nicht durchsetzen.
Sind wir heute, fünf Generationen später und mit erheblichen Umweltproblemen
belastet - die wir noch nicht einmal realisiert haben - bereit, von Justus von
Liebig zu lernen?
Einsichten dafür hat es immer wieder gegeben.
Doch die herrschende (Energie)politik ist bisher einen anderen Weg gegangen.
Energie kann nicht geschaffen oder vernichtet werden, aber man kann sie konzentrieren.
Das ist der wesentliche Inhalt eines Memorandums über die nationale Sicherheit
von George Kennan. George Kennan war 1948 der Leiter einer Planungskommission
im US-Außenministerium. Scheinbar schrieb er über Politik in Asien,
doch in Wirklichkeit über die neue Rolle der Vereinigten Staaten als dominierende
Weltmacht:
Wir haben ca. 50 Prozent des Wohlstandes der Welt, jedoch nur 6,3 Prozent der
Bevölkerung. In dieser Situation können wir es nicht vermeiden, das
Objekt von Neid und Missgunst zu sein. ... Unser wahres Ziel in der kommenden
Periode ist die Erfindung eines Musters von Beziehungen, das uns erlaubt, diese
ungleiche Position ohne Nachteil für unsere nationale Sicherheit einzunehmen.
Deshalb müssen wir uns alle Sentimentalitäten und Tagträume verkneifen;
und unsere ganze Aufmerksamkeit muss sich überall konzentrieren auf unsere
unmittelbaren nationalen Ziele. Wir dürfen uns nichts vormachen, wenn wir
uns heute den Luxus von Nächstenliebe und Weltwohltätigkeit leisten
können. ... Der Tag ist nicht fern, an dem wir direkt mit Machtkonzepten
handeln müssen.
Von Frederick Soddy, Nobelpreisträger der Chemie stammt die Ansicht:
"Die Gesetze der Thermodynamik kontrollieren in letzter Instanz den
Aufstieg und Fall politischer Systeme, die Freiheit oder die Versklavung von
Nationen, die Unternehmungen von Handel und Industrie, den Ursprung von Reichtum
und Armut und das allgemeine Wohlergehen der Völker."
"Verstreute, dezentralisierte und erneuerbare
Energiequellen:
Alternativen zur nationalen Verwundbarkeit und Krieg",
lautet unmissverständlich der Titel einer Energie- und Verteidigungs-Studie,
die US-Präsident Jimmy Carter, ein ehemaliger Atom-U-Boot-Ingenieur, kurz
vor der Ära Reagan und Bush veröffentlichen ließ. Fünfzig
Naturwissenschaftler und hohe Militärs erarbeiteten die Studie im Auftrag
der US-Regierung, als hätten sie die Golfkriege 1991 und 2003 vorhergesehen:
"Verstreute, dezentralisierte und erneuerbare Energiequellen können
die nationale Verwundbarkeit vermindern und das sichere Eintreffen eines Krieges,
indem sie anstatt der verwundbaren zentralisierten Ressourcen eingesetzt werden."
Diese Studie besitze ich seit 25 Jahren. Sie wurde in den USA nach Carter
weitgehend unsichtbar gemacht. Mit den zu erwartenden Folgen:
„Wir müssen unsere Feldzüge in Afghanistan, im Irak und auch
im Südlibanon begreifen als einen heraufziehenden Dritten Weltkrieg,"
sagt US-Politiker Newt Gingrich. Newt Gingrich ist Republikaner, war „Speaker"
im US-Repräsentantenhaus Mitte der neunziger Jahre, einer der härtesten
Gegner von US-Präsident Bill Clinton. Der 63-jährige Historiker rüstet
sich für eine Kandidatur bei den US-Präsidentenwahlen 2008.
„Die nächsten zwanzig Jahre werden sehr hart," sagt er.
Bedenken Sie bitte folgendes: Fast alles was wir essen, kann in Treibstoff für
Autos konvertiert werden. Wenn der Preis für ein Barrel Öl über
60 US Dollar steigt, wird es ein riesiges Geschäft, Korn, Mais, Sojabohnen
und Zucker statt als Nahrung für Menschen in Treibstoff für Autos
zu verwandeln. Schon frühere große Kulturen sind am Mangel an Nahrung
zusammengebrochen und verschwunden. Deswegen beten wir, - und bald wieder aus
vollen Herzen -:
„Unser täglich Brot gib uns heute."
Dass die Landesregierung Brandenburgs ein Bioethanol-Werk in Schwedt / Oder
und die dazu erforderliche Lieferung von Roggen, also die völlige Abhängigkeit
unser Landwirtschaft von dem Unternehmen inkauf nimmt, zeigt, dass weder die
Verschärfung der weltweiten noch die lokalen Umwelt- und Gesellschaftsprobleme
zur Kenntnis genommen werden.
Die Nutzung von Biomasse wird zur Zeit als fortschrittliches Energiemodell allenthalben
propagiert, soll doch die CO2-Emission zur Erhaltung des
Klimas verringert bzw. durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe neutralisiert
werden.
Aus ökologischer Sicht muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die
Produktion von Roggen, aber auch von anderen Getreidesorten zum Zweck der Energieerzeugung,
auf basenarmen Böden keineswegs unbedenklich ist. Insbesondere auf Grenzertragsstandorten
wie in der Uckermark mit spätglazialen Sandböden ist eine wechselfeuchte
Bewirtschaftung der Böden äußerst problematisch.
Während eine Holzproduktion zur Gewinnung nachwachsender Rohstoffe bei
gleichzeitiger Rückführung von Aschen und Nutzstoffen in Klarwässern
zu einer Bodenverbesserung führt, können dies die einjährigen
Pflanzen - z.B. Roggen - nicht. Der Anbau von einjährigen Pflanzen führt
da zu irreversiblen Nährstoffverlusten in Form einer Auswaschung.
Die Nutzung von Getreide als Energiepflanze ist vergleichbar der Nutzung von
Raps: beide rechnen sich nur unter dem marktverzerrten Subventionsgestrüpp.
Subventionierte Düngemittel, der Einsatz von verbilligtem fossilem Treibstoff
für die maschinelle Bearbeitung sowie die Flächensubventionierung
bewirken einen beschleunigten Verwüstungprozess: Ein staatlich geförderter
Schildbürgerstreich! Dies ist in der "real existierenden Demokratie"
mittels "Gemeinschaftsaufgaben-Mitteln"so unverantwortlich, wie das
schlaue "Klein-Klein" im "real existierenden Sozialismus",
die Hausschwein- und Hühnerfütterung mit stark subventioniertem Brot,
es war. Diese zukunftsbedrohenden Bewirtschaftungsmodalitäten müssen
dringend durch einen funktional denkenden Naturschutz verhindert werden! Hat
doch der Anbau von wechselfeucht bewirtschaftetem Getreide die Landschaften
ums Mittelmeer und an der Nordküste Afrikas (Karthago) - wie bereits erwähnt
- bereits nachhaltig zerstört und verwüstet.
Die landwirtschaftliche Energiebilanz unserer Zeit ist stark negativ und damit
ein grundsätzliches ökonomisches und ökologisches Problem. Spätestens
seit Justus von Liebig ist das Gesetz vom abnehmenden Ertrag bekannt. Die Agrarproduktion
der Industriestaaten liegt heute allgemein in jenem Bereich der Kurve von Aufwand
zu Ertrag, wo diese sehr flach verläuft und sich dem Grenzertrag nähert,
jenem Wert, da weitere Aufwendungen nicht mehr positiv zu Buche schlagen, sondern
den Betrieb nur schneller in den Ruin treiben. Mancher lernt aus bitterer Erfahrung:
mehr ist weniger und weniger ist mehr.
Ein erheblicher Teil der Produktionskosten erscheint nicht mehr in der Bilanz.
Manch landwirtschaftsferner Planer kann zynisch ertragen, wenn den Bauern keine
produktiven Aufgaben mehr zugestanden werden, wenn die Wegwerfgesellschaft ihnen
landschafts-gärtnerische und beschäftigungstherapeutische Aufgaben
zuweist. Das aber ist ein unanständiges Beschäftigungsprogramm der
Landwirtschaft zugunsten der chemischen Düngemittelindustrie - die tüchtig
fossile Brennstoffe verbraucht -; das ist der moralische Verfall unserer Kultur,
der "hardenergy-path" moderner Kolonial-Technologie zur Selbstausbeutung
hier und Zerstörung der so genannten "III. Welt". Die weltweite
Agrarkrise spitzt sich zu; vorangetrieben von der Chemieindustrie. Was in Europa
hergestellt wird, aber nicht auf unsere Felder gebracht werden darf, wird in
die "III. Welt" exportiert und kommt dort auf die Felder.
Die Einheitsfrüchte der EU-Norm, sind sie noch essbar? Die Schale der Zitrusfrüchte,
eine würzige Delikatesse in Omas Kuchen, darf nicht einmal mehr auf den
Komposthaufen. In den Luxus-Restaurants von Brüssel, München und Paris
ist man anderer Meinung und isst danach. Aber nicht die aufgedunsenen Früchte
der Monokultur, vom gespritzten Ackerboden; damit machen sie selbstverständlich
nur ihre Profite. Die vermögenden Gourmets speisen exklusiv das liebevoll
Gepflegte vom Ökohof, ohne Chemie, ohne Schadstoffe, achten sie doch auf
ihre eigene Gesundheit!
Unsere Vorfahren gaben ihre Lebenserfahrungen weiter durch mündliche Überlieferung.
Die Gebrüder Grimm schrieben sie auf. Für die Regierung, die Biosprit
für Autos plant, mag das Märchen vom verarmten Müller passen,
der dem Souverän verspricht, seine Tochter verspinne Stroh zu Gold. Was
früher das Gold, ist heute die Energie; die materielle Quelle herrschaftlicher
Macht. Not und Leichtfertigkeit des Müllers trafen auf die unersättliche
Goldgier des Königs. Im Wettlauf um Leben und Tod gab die Müllerstochter,
was sie hatte; Halsband, Fingerring, dann versprach sie ihr Kind - die Zukunft.
Auch das reiche Königreich schützte sie nicht vor den Forderungen
des Bösen: "NEIN, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze
der Welt."
Der erschütternde Lauf der Ereignisse nahm erst eine Wendung zum Guten,
als der Kern des Übels laut und deutlich beim Namen genannt wurde. Schon
deswegen brauchen wir Demokratie und Meinungsfreiheit.
Ich bin Ingenieur. Und als Ingenieur stelle ich die Frage: „Was soll erreicht
werden?" Betrachte ich z.B. 50 Jahre alte Fernsehkameras, so sehe ich Schwarz-Weiß-Geräte,
so groß und schwer, dass sie nur auf einem Stativ bewegt werden konnten,
über ein wasserschlauchähnliches Kabel verbunden mit einem Steuerpult
hinter den Kulissen, an dem ein Techniker saß. - Und heute?
Die Fernsehkamera ist eine Funktion von vielen im Handy - dem Taschenfunktelefon
-, 200.000 Farben, einschließlich der Stromversorgung für Stunden,
und das ganze 66 g leicht. Kein Knopf zum Einstellen. Es gilt nicht mehr: Viel
Knopf, viel Ehr.
Noch ein Beispiel: Mein MP-3 Spieler - der i-Pod nano - wiegt unter 40 Gramm
und hat die Information von 100 Schallplatten die er in nie dagewesener Qualität
abspielt.
Geldleute sprechen von der Finanzwirtschaft, die EVU von der Elektrizitätswirtschaft, die Atomlobby von der Atomwirtschaft. Ich spreche von einer Wirtschaftsweise, in der die Natur den ersten Platz einnimmt: der Naturwirtschaft.
Im mechanistischen Weltbild sind Mensch und Natur ohne Beziehung zueinander. Es gibt naturwissenschaftlich von vornherein keine Wechselwirkung zwischen Leben, Zeit und Energie, sondern vollständige Neutralität zwischen Beobachter und Beobachtetem. Daraus erwächst der folgenschwere Irrtum: Je schneller der Mensch die Natur nutzt, desto größer der Fortschritt und die Ordnung "umso mehr Zeit wird gespart". Dieses Weltbild müssen wir ablegen und durch ein neues ersetzen, denn die Umweltzerstörung zeigt uns die schwindende Fähigkeit, geistig zu leben. Den täglichen Tautropfen - die Überlebensration für Pflanzen und Kleintiere - haben wir großflächig über längere Zeiträume vertrieben. Anstatt unsere eigene Überlebensbasis durch lokale Kreisläufe nachhaltig zu sichern, beschäftigen wir uns mit Klimagasen und Giften.
Vergessen wir nicht, die 1. Elektro-Ausstellung mit ersten Glühlampen war gerade mal vor 125 Jahren.
Die Welt staunte, dass man das Licht einfach ein- und ausschalten konnte.
Der Wettbewerb muss für den einzelnen Bürger und kleine Gruppen ermöglicht werden. Damit viele Konsumenten zu selbstbewussten Produzenten werden können, muss politisch gedacht und gehandelt werden auf der Basis der Erkenntnisse der Geschichte. Zu den vielen Energieverbrauchern in der Wohnung: Lampen, elektrische Haushalts- und Kommunikationsgeräten, gehören viele verschiedene dezentral stromproduzierende Geräte: ENERGIEBOXen. Wir können dezentral Strom erzeugen, heute leichter als gestern und die dabei zwangsläufig entstehende Wärme da nutzen wo wir sie brauchen, zum Kochen, Duschen und Heizen.
Die ENERGIEBOX steht strukturell im Gegensatz zur herrschenden EU-Politik der transnationalen Netze, der Militarisierung der Energiepolitik und zum Ausbau der Atomenergie. Sie ist gelebte Demokratie im Gegensatz zur herrschenden STROMDIKTATUR.
Dazu müssen die Politiker konsequent ihre Verpflichtung für die Bürger erfüllen und sich nicht länger hinter den Konzepten der zentralen Stromwirtschaft verstecken! Die Zukunft der Energienetze wird wesentlich durch die rasante Entwicklung der Computer-Telekommunikations-Technologie bestimmt. Heinrich von Pierer, der Aufsichtsratschef von Siemens, hat als führender Jurist die Abwicklung des verlustreichen Telekommuniationsbereiches des Hauses Siemens vorbereitet.
Wollen wir nicht noch mehr Katastrophen á la BenQ-Siemens erleben, müssen wir Strom aus Bürgerhand fördern, anstatt die überkommene, jetzt veraltete Kraftwerksgroßstruktur samt Hochspannungs-Übertragungsnetze auf Jahrzehnte zu zementieren!
Auf dem Weg zur Naturwirtschaft
Geldleute sprechen von der Finanzwirtschaft, die EVU von der Elektrizitätswirtschaft, die Atomlobby von der Atomwirtschaft. Ich spreche von einer Wirtschaftsweise, in der die Natur den ersten Platz einnimmt: der Naturwirtschaft.
Im mechanistischen Weltbild sind Mensch und Natur ohne Beziehung zueinander. Es gibt naturwissenschaftlich von vornherein keine Wechselwirkung zwischen Leben, Zeit und Energie, sondern vollständige Neutralität zwischen Beobachter und Beobachtetem. Daraus erwächst der folgenschwere Irrtum: Je schneller der Mensch die Natur nutzt, desto größer der Fortschritt und die Ordnung "umso mehr Zeit wird gespart". Dieses Weltbild müssen wir ablegen und durch ein neues ersetzen, denn die Umweltzerstörung zeigt uns die schwindende Fähigkeit, geistig zu leben. Den täglichen Tautropfen - die Überlebensration für Pflanzen und Kleintiere - haben wir großflächig über längere Zeiträume vertrieben. Anstatt unsere eigene Überlebensbasis durch lokale Kreisläufe nachhaltig zu sichern, beschäftigen wir uns mit Klimagasen und Giften.
Eindrucksvoller, als Sie das hier in dieser kleinen Ausstellung anhand Ihrer Projekte darstellen, kann man das wohl kaum demonstrieren. Ich bin zutiefst beeindruckt, welche Gedanken Sie sich zu diesem Thema gemacht, und mit welcher Leidenschaft und Mühe Sie die Ideen verwirklicht haben. Manch einer mag denken was ist das schon? „Ein Tropfen auf den heißen Stein", wie der Volksmund sagt. Aber steter Tropfen höhlt den Stein!
Zunächst müssen die Menschen sich gesund ernähren. Dazu ist ein Minimum an Energie erforderlich. Alles andere ist Ballast. Nur, über die Hälfte unserer Bevölkerung weiß nicht, wie sie sich am besten ernähren soll. Wie soll sie auch. Wie in der Energiewirtschaft beherrschen wenige Nahrungsmittelkonzerne den Markt und die Politik. Wichtiger als das, was vorne auf den Packungen steht, ist das, was auf den Packungen normalerweise hinten steht: Emulgatoren, Stabilisatoren, Fruchtpüreekonzentrat, naturidentische Farbstoffe ...
Und hier ist es wieder an der Zeit, auf den Sport zu sprechen zu kommen. Sportlerinnen und Sportler sind in der Regel ernährungsbewusst. Ernährungsbewusstsein ist nicht nur für einen gesunden Körper wichtig, sondern auch für die Gesundheit unserer Erde. Ernährungsbewusstsein ist also ein individueller und gesellschaftlicher Wert, ein gesundheits- wie energiepolitischer Wert, der bei Sportlern in besten Händen ist und aus dem Sport heraus den wirksamsten Weg in die Gesellschaft nehmen kann.
Unsere Einstellung zum Essen spiegelt alles wider, das Verhältnis zu Gemeinschaft, Tradition, Natur, zu uns selbst. Sie ist ein wesentliches Element der Kultur, auf die jeder von uns als Konsument Einfluss hat. Es ist nicht gleichgültig, ob wir lokal produzierte oder aus fernen Ländern importierte Lebensmittel bevorzugen. Kaufen wir lieber, was lokal produziert und nicht endlos transportiert wurde. Kaufen wir lokal Produziertes, fördern wir eine regional gesündere Kultur und Wirtschaft:
- Wir essen besser: organisch, frisch, schmackhaft, ohne Schadstoffe, Qualität, nicht behandelt, keine Industrieware.
- Wir essen weniger: Da diese guten Lebensmittel nicht subventioniert sind und deshalb teurer, essen wir weniger. Das ist wirtschaftlich vorteilhaft und außerdem gesünder.
- Wir verarbeiten und kochen selbst; nichts Verpacktes und Hergestelltes, auch wenn es organisch / oder vegetarisch ist.
- Im eigenen Garten Angebautes wird auf lange Sicht zur Permakultur zurückführen.
- Wir unterstützen lokale Bauern, gehen auf die Bauernmärkte und fordern damit den Lebensmittelhandel heraus.
Ich weiß, hier leisten Sie mit Ihren Sportvereinen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Und was mindestens genauso wichtig ist: indem Sie mit den Sportlern darüber gesprochen haben, werden Sie zu Multiplikatoren für die Verbreitung des so wichtigen Gedankens, dass der Mensch eine sehr große Verantwortung für seine Umwelt trägt, jeder an seinem Platz, nicht nur im Sport, auch im Beruf, im Ehrenamt, als Elternteil oder Großeltern, als Politiker, Wissenschaftler, Eigentümer oder Leiter von Betrieben und Einrichtungen. Und wenn es uns gelingt, von unserer heutigen Konferenz weitere Impulse in die Vereine und in die berufliche und private Sphäre zu tragen und noch mehr Menschen wach zu rütteln, sich für die Umwelt zu engagieren, dann können wir sagen, die Konferenz hat ihren Auftrag erfüllt. Dazu wünsche ich uns allen viel Erfolg.
Links:
- World Alliance For Decentralized Energy /WADE, gegründet in England 2002: www.localpower.org
- Forderungen der EU:
Die EU-Richtline 2004/8/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Februar 2004
- Strom aus Bürgerhand:
www.gedea.de/Aktion-Strom-aus-Buergerhand.173.0.html
Literatur:
- Hermann Scheer, „Energieautonomie", Kunstmann 2006
- Bernard A. Lietaer,„Das Geld der Zukunft", Riemann ISBN-3-570-50035-7
- Hans-Ulrich Grimm, „Die Suppe lügt", ISBN 3-608-93685-8
- Martin Kutscha, „Abschied von der Friedensstaatlichkeit? ... ", Humanistische Union 2006