2 Konzept für ein regionales Netzwerk „Die Allianz der Kommunen"

2.1 Warum eine regionale Strategie für die notwendige Umgestaltung der Gesellschaft?

In unserer Gesellschaft werden eine geänderte Wirtschafts- und Steuerungsstrategie durch zunehmende negative Rückkopplungen aus der Globalisierung notwendig. Ressourcen und Märkte stoßen heute an die Grenzen des Wachstums, während das Kapital beliebig weiter wächst. Eine nicht mehr steigerbare der Öl- und Gasförderung im Verhältnis zum Bedarf an nichterneuerbaren Energieträgern und der dadurch billigen Transportmöglichkeiten zwingen bezüglich der volks- und betriebswirtschaftlichen Zielsetzungen zum Umdenken.

Industriegüter und die Produktion der Subsistenz (Täglichwaren mit extrem raschem Umsatz) können bei steigenden Transportkosten nicht mehr gleichrangig behandelt werden. Wenn die Zielsetzung der Gesellschaft eine nachhaltige Versorgung der Bürger auf der Landesfläche mit den täglichen Notwendigkeiten wie Energie, Wasser, Lebensmittel und Rohstoffe ist und die dazu notwendigen Naturprozesse (Klima, Kühlung, Wasser- und verlustarme Stoffkreisläufe) auf der Fläche aufrechterhalten werden sollen, ist eine Regionalisierung der Subsistenzfunktionen notwendig. Dabei gilt, dass nur eine verantwortliche, adaptive Steuerung in Rückkopplung an die örtlichen Verhältnisse intelligent und zielführend sein kann. Eine alleinige Betrachtung der Energieprobleme greift dabei sicher zu kurz.

Daraus ergibt sich als Antwort auf die Globalisierung die Regionalisierung der Produktionsprozesse = Internalisierung) und bezüglich der Transporte eine optimierte Verortung sämtlicher Subsistenzprozesse auf der Landesfläche.

Die wichtigsten verorteten Bewirtschaftungsressourcen betreffen dabei:

  • den Boden (Raum, Fläche im Zusammenhang mit ihrer Ausstattung)
  • die Energie (bzw. die Zeit, diese bestimmt die Verteilung der Prozessführung und ist ebenfalls eine Funktion des Bodens bzw. der Fläche und ihrer Ausstattung),
  • die Humanressource ist dann die verortete und an die oben genannten Ressourcen rückgekoppelte menschliche Bewirtschaftungsintelligenz.

Diese Ressourcenbasis unserer Gesellschaft erfordert verortete, zellulare, autarke Kreislaufstrukturen für Wasser und Stoffe, die durch die innovative Intelligenz nachhaltig (in Bezug auf geschlossene Wasser- und Stoffkreisläufen) bewirtschaftet werden können.

2.2 Warum Bürgermeister und Bauern?

Die wichtigsten Akteure in einer nachhaltigen Ressourcenwirtschaft sind in Zukunft die Flächenbewirtschafter, Land- und Forstwirte sowie die Bewirtschafter von dicht besiedelten Gebieten wie Kommunen nämlich ihre Bürgermeister.

Die Kommune ist dabei als kleinste zellulare Einheit für die Kopplung der Bewirtschafter mit der Fläche (Bauer) und des besiedelten Raumes mit der Gesellschaft (Bürgermeister) zuständig.

Die regionale, politische Vergesellschaftungsebene bildet in einer solchen Strategie die „Allianz der Kommunen" dar.

Die Kommune wird damit die primäre Zelle für eine nachhaltige Gesellschaft gekennzeichnet durch eine ökosoziale Kreislaufwirtschaft, sowie demokratische Gestaltung durch gesellschaftliche Selbstorganisation (nicht verortete Entscheidungsredundanzen auf höheren Ebenen sind dagegen für eine optimale Ressourcenbewirtschaftung schädlich).

2.3 Regionalisierung der Gesellschaft

Wenn nachhaltig produzierte Subsistenz (täglich benötigte Waren, wie Wasser, Energie, Nahrungsmittel, Rohstoffe und funktionaler Naturschutz) für die Bürger der Kommune, als Ziel gesehen wird, kann die von der Beliebigkeit der Märkte und deren Rahmenbedingungen geprägte Industriegesellschaft sozial verträglich abgelöst werden. Anstatt der stetigen Steigerung von Produktivität und der Maximierung monetären Gewinns treten andere Optimierungskriterien der Gesellschaft in den Vordergrund:

  • Steigerung der Nachhaltigkeit statt maximierter Produktivität durch perfektionierte, regionale Kreislaufwirtschaft (Minimierung stofflicher, irreversibler Transporte und Verluste aus den Standorten).
  • Beziehungsorientierung der Gesellschaft anstatt Objektbezogenheit (Basis der Lebensqualität) (Potsdamer Manifest: Dürr et al. 2005).
  • Eine im Raum verortete, zellulare Demokratie mit internalisierten Subsistenzprozessen als wichtigste Steuerungsebene. (Eine solche muss einer planwirtschaftlichen nationalen bzw. europäisch zentralisierten Ebene vorgeordnet werden, denn erst eine solche Struktur ist in ihrer Funktion nachhaltig, beobachtbar und steuerbar.
  • Ein regionales Zusammenfallen von Volks- und Betriebswirtschaft, internalisierter Wertschöpfung und Umsatz der wichtigsten Güter in der Region. (Dieses kann die nachhaltige Funktion einer modernen Gesellschaft bei maximierter Lebensqualität für eine Majorität von Bürgern bei minimaler Störanfälligkeit gewährleisten).

2.4 Wie? Rolle der Zukunftswerkstätten

In Zukunftswerkstätten kann der neue Vergesellschaftungsprozess für das in Zukunft notwendige Teamwork über fachliche und sektorale Grenzen erfolgen und zu neuen regionalen Strukturen führen, die eher durch systemische Effizienz als durch individuelle geprägt sind:

  • Schaffung von regionaler Ziel- und Handlungsorientierung in den Kommunen.
  • Problemorientierte Strukturierung der kommunalen Prozesse (Versorgung, Bildungs- und soziale Strukturen wie Schulen, Kinderbetreuung, Altersheime durch lokale Teamarbeit).
  • Adaptive Ausschöpfung regionaler Potentiale mit ihrer raum-zeitlichen Struktur. (Arbeit und Beschäftigung wird für jeden auf mehreren Beschäftigungsfeldern parallel möglich sodass Bildung, Kultur, intellektuelle und physische Tätigkeiten vielfältig von den einzelnen Teams im Laufe der verschiedenen Lebensabschnitte abwechselnd wahrgenommen werden können.)
  • Eine laufende Anpassung der lokalen gesellschaftlichen Steuerung in Rückkopplung zur Wahrnehmung durch die Bürger. (Laufend steigende Kosten und Ineffizienz für die heute rapide zunehmende Zentralisierung und planwirtschaftliche Steuerung durch Gesetzgebung und Verwaltung könnten dadurch weitgehend vermieden werden).

2.5 Unterschiede zur heutigen globalen Wirtschaft

Selbstorganisation der Gesellschaft über die Funktionalität der Regionen bei natürlich begrenztem Energiefluss ermöglicht die Selektion von Effizienz steigernder (Verlust mindernder) Innovation. Dies ist in einer Gesellschaft geprägt durch sektorale- und nicht systemische (orts- und zeitbezogene) Optimierung ohne naturgegebene Limitierungen gekennzeichnet durch räumliche bzw. zeitliche Beliebigkeit nicht möglich. Ein monetäres System das diese natürliche Limitierungen nicht abbildet, führt zu stark beschleunigten Systemabstürzen.

Für ein gesichertes tägliches Überleben des Bürgers in seinem Staatsgebiet ergeben sich folgende Forderungen:

  • Beseitigung der Konfliktpotentiale durch Entschleunigung, Internalisierung der Subsistenzprozesse und verlustarme Kreislaufschließung.
  • Verortung der Bürger durch Kraft-Wärme-Wasser Kopplung (KWWK) und Subsistenz-Arbeiten-Wohnen Kopplung (SAWK).

2.6 Was ist das Neue an der Strategie?

Die Strategie ist direkt aus der Natur kopiert und in dieser für die regionale Ausdifferenzierung angepasster Arten verantwortlich.

  • Sie gewährleistet primär das Leben (Subsistenz) und führt in der Evolution zu angepassten Organismen auf einer nachhaltigen Basis.
  • Sie betrachtet nicht einen Sektor sondern führt zur Ko-Evolution und Selbstoptimierung sämtlicher Prozesse (raumzeitliche Strukturen).
  • Sie funktioniert sprunghaft, ortsbezogen und adaptiv. Sie verbessert die Effizienz sämtlicher gekoppelter Prozesse indem sie die regionale Kreislaufführung ins Zentrum stellt.
  • Sektorale Ansätze wie z.B. Arbeit, Kultur, Energie, Wasser, Versorgung, Transport und Naturschutz führen nur in gekoppelter Form als funktionaler Prozessschutz zur Nachhaltigkeit (verlustarme internalisierte Dynamik).

2.7 Organisation des Netzwerks „Allianz der Kommunen"

  • Regionale Cluster bestehend aus: Kommunen, Flächenbewirtschaftern, Betrieben und Privatpersonen errichten einen Netzwerkknoten.
  • Organisation der Netzwerkknoten durch SAT (Systeminstitut Aqua Terra) e.V.
  • Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge, die bei geförderten Projekten teilweise als Eigenmittel angerechnet werden.
   
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